Gedanken zum Taufengelstein

Der Taufengelstein oder Engelwasserstein für Leupoldsgrün


Der Stein ist aus dem regionalen Granit vom Epprechtstein gefertigt, der in seiner besonderen Qualität nur dort vorkommt. Er dient als Sockelstein für den unlängst wieder aufgetauchten Taufengel von Leupoldsgrün, der dadurch einen würdigen Platz findet.

In den Stein ist ein Becken für Wasser eingearbeitet, was einen inhaltlichen Bezug zur Taufe herstellt. Schwimmkerzen können entzündet und auf dem Wasser „ausgesetzt“ werden. So entsteht ein Bezug zu den sogenannten vier Elementen: Feuer (entzündete Kerzen), Luft (tatsächliche Luft um die Skulptur, aber auch anklingend durch die Wolken in der Engeldarstellung), Wasser (im Becken) und Erde (repräsentiert durch den Stein an sich).

Der Stein ist paralleloid, ca. 1,20 m lang, ca. 60 cm breit und etwa 40 cm hoch. Er ist so genommen, wie er in der Lage der Natur zu finden ist. Die der Erde zugewandte Unterseite ist roh und unbearbeitet gelassen, ebenso nahezu die Rückseite, die in einer natürlichen
Wellendynamik schwingt. Dort findet sich noch der Überrest eines Bohrloches zum Heraussprengen des Steines aus dem Felsen und erinnert subtil an die menschliche Arbeit, die dazu nötig war. Die ehemals vorderen Bohrlöcher sind in eine von links nach rechts zunehmende vertikale Wellenbewegung verwandelt.

Das Becken „spiralisiert“ sich auf der rechten Steinoberseite rechtsdrehend in den Stein und verlängert sich nach links bis vor die Füße des Engels. Es ist fein ausgeschliffen im Gegensatz zur rauen oder rohen Oberfläche des übrigen Steines. An den Seiten und Kanten, etc. sind durch die Bearbeitungsweise Übergänge geschaffen. Das Becken selbst ist in einer horizontalen Wellenbewegung gestaltet, die von links nach rechts zunimmt und dort wie überzuschwappen scheint, dem\der Betrachter*in entgegen. Vertikale und horizontale Wellenbewegung treffen sich und kulminieren an der rechten Vorderseite.

Mit der Gestaltung schafft sich inhaltlich wie formal eine Verbindung vom inspirierenden Engel aus der himmlischen Sphäre mit der materiellen, also einerseits eine Dynamik von oben nach unten, andererseits eine Bewegung von der Ede dem Engel entgegen. Die
Wellenbewegungen im Stein greifen die organischen Formen im Gewand und den Wolken des Engels auf und verbinden formal Stein und Engel miteinander. Die Komposition ist so aufgestellt, dass der Stein wie zu schweben scheint und der Engel der Gemeinde
entgegenschaut.


Peter Groh, 28. November 2021